Yumi Ito Solo
Lonely Island
Mit «Lonely Island» veröffentlicht die schweizerisch-polnisch-japanische Musikerin Yumi Ito ihr erstes Soloalbum – und zugleich ihr bislang persönlichstes Werk. Reduziert auf Stimme und Klavier, zwei Instrumente, die sie seit Kindheitstagen begleiten, entstand ein intimes Klangporträt. Im Zentrum beider Instrumente steht die Improvisation. Als klassisch ausgebildete Pianistin, die mit der Suzuki-Methode aufwuchs, schöpft Yumi Ito dabei aus einem Leben des hörenden Lernens.
Zehn Stücke, die Ito über Jahre hinweg begleitet haben, und die sie selbst auf eine einsame Insel mitnehmen würden, erscheinen auf «Lonely Island» in neuem Licht – Songs wie «What Seems To Be», «Old Redwood Tree» oder «Stardust Crystals», verdichtet und auf das Wesentliche reduziert. Was bleibt, ist pure Essenz:
Musik voller Wärme, Tiefe und Ehrlichkeit. «Ich wollte ein Album machen, das sich anfühlt wie ein Hauskonzert. So, als säße man mit mir im Raum – ehrlich, verletzlich, pur.» Yumi Ito Die Stimme ist gereifter und nuancierter denn je, trifft auf ein erzählerisches Klavierspiel, das nicht begleitet, sondern mitgestaltet. So spielt «Old Redwood Tree» mit meditativen 13/8-Ostinati und impressionistischen Akkorden, «Tiki Taka» bringt brasilianische Elemente ein. In der neuen Version von «What Seems to Be» übernimmt Ito zudem die solistische Rolle des einstigen Saxofons oder verwandelt auf anderen Stücken über das Klavier frühere Harfen- und Gitarrenparts in neue Klangbilder. Ein spielerischer wie virtuoser Perspektivwechsel.
Stellenweise klingt der Sound nach Debussy oder Ravel, dann erinnert er an Norah Jones, Fiona Apple oder Tori Amos. Und immer wieder blitzen Filmmusik-Vibes à la Ólafur Arnalds auf. Die Musik flirrt, flimmert, flüstert. Und lässt vergessen, dass alles von einer einzigen Person live eingespielt wurde.
Aufgenommen wurde «Lonely Island» von Lara Persia im Lemura Studio in Montagnola (Tessin, Schweiz), eingebettet in der Natur. Am künstlerischen Prozess waren fast ausschließlich F(L)INTA-Personen beteiligt, von der Musikproduktion bis zum Design. Die Solo-Platte ist damit auch ein Zeichen für Sichtbarkeit und solidarisches Schaffen. «Ich glaube, dass alle die Sprache der Improvisation verstehen können – unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder Lebensrealität.» Yumi Ito «Lonely Island» schließt einen Kreis und markiert gleichzeitig einen Neubeginn. Die Platte ist ein Rückzug und zugleich eine Öffnung, hin zu neuen Wegen, neuen Stimmen. So ist für 2026 das nächste Album angekündigt, aufgenommen mit Band. Und eine internationale Tour durch Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika ist geplant. Bis dahin lädt Yumi Ito mit «Lonely Island» auf ihre persönliche Insel ein: zu sich selbst, zu ihrer Musik, und zu uns selbst.
Foto: Maria Jarzyna